SchachtZeichen sind Olivers Liebling

Schachtzeichen PR-Aktion bei Air Liquide in Gellep (c) eigenes Bild cc-by-sa 3.0

SchachtZeichen PR-Aktion bei Air Liquide in Gellep (c) eigenes Bild cc-by-sa 3.0

Sichtlich begeistert und geduldig stellt sich Oliver Scheytt, einer der beiden Geschäftsführer der Ruhr.2010, dem PR-Rummel auf dem Gelände der Air Liquide Deutschland GmbH in Krefeld-Gellep. Im gestrigen Pressetermin äußerte er sich auch deutlich: „SchachtZeichen ist mein Lieblingsprojekt der Kulturhauptstadt! Es ist so poetisch, so mystisch…“ Deutliche Worte für den Frontmann, der doch eigentlich alle Projekte gut finden muss. Und auch menschliche Worte, so gesehen typisch Ruhrpott, Tacheles reden!

Schachtzeichen Anhänger (c) eigenes Bild cc-by-sa 3.0

Schachtzeichen Anhänger (c) eigenes Bild cc-by-sa 3.0

Thema gestern war die Befüllung der letzten, 1.500sten Helium-Flasche für die Ballone des Projektes SchachtZeichen. Je vier Stück sind in einem der Anhänger festgeschnallt, der den Ballon, die Seilwinde und das weitere Equipment enthält. Diese Anhänger werden zu den 330 bis 350 ausgewählten Standorten (aktuelle Planungszahlen) transportiert, wo vom 22. bis 30. Mai die gelben Ballone bis auf maximal 80 m Höhe aufsteigen werden. Sie markieren ehemalige Standorte von Bergwerksschächten im Ruhrpott und zeigen so die bergbauliche Vergangenheit der Region auf.

Viele Vereine, Städte, Unternehmen oder auch lokale Initiativen haben die Patenschaft über einzelne Ballone übernommen und bieten in der Woche ab Pfingstsonntag auch ein buntes Programm unter dem Ballon an. Das war nicht immer einfach (5.000€ plus Märchensteuer kostet ein Ballon inkl. Anhänger) und erforderte durchaus kreative Aktionen. So hatten Jörg „Yogi“ Schranz (selbst Ultraläufer) und Christina Antwerpen (Inhaberin des In Hostel Veritas) in 2009 einen Benefizlauf organisiert und damit im wahrsten Sinne des Wortes einen Ballon erlaufen. Der Kultur-Run findet auch 2010 wieder rund um die Zeche Oberhausen statt (16./17.April) und läuft natürlich für gute Zwecke. Auch für Nicht-Läufer wie mich 😉 wird dort so einiges an Programm geboten.

GSU groß geschrieben (c) eigenes Bild cc-by-sa 3.0

GSU groß geschrieben (c) eigenes Bild cc-by-sa 3.0

Aber nochmal zurück zum Pressetermin bei Air Liquide. Natürlich hat die Firma dort auch ein wenig zu sich selbst erzählt und Herr Scheytt lief mit einer entsprechenden Jacke gekleidet herum. Das Sponsoring halte ich aber mal wirklich für eine gelungene Sache. Die Themen (SchachtZeichen und auch Soap Opera, die LuftballonInstallation beim Kulturfest zur Eröffnung) passen gut zur Firma, die Geschichte wird ganzheitlich angegangen (nicht nur das Helium sondern auch die Flaschen inkl. Spezialventil mit Sicherungsbügel und Füllstandanzeige -> SmartopTM) mit vollständigem Equipment (Anhänger komplett) und entsprechende Sicherheitsschulungen werden gestellt bzw. organisiert. Das die Arbeitssicherheit groß geschrieben wird sah man auch daran, dass wir alle Sicherheitsschuhe und Anstoßkappe auf dem Werksgelände tragen mussten. Gut geregelt!

P.S. Mehr Bilder zum Termin findest du übrigens auf der Facebook-Seite von RPB2010.

Air Liquid in Oberhausen-Holten

Air Liquide Oberhausen (c)

Air Liquide Oberhausen (c)

Die Firma Air Liquid hat drei Luftzerlegungsanlagen am Standort Oberhausen-Holten. An der 65 m hohen Trennkolonne neben der A3 hängen seit Ende März zwei 4 x 6 Meter große Banner mit dem Logo der RUHR.2010. Rund 100.000 Kfz fahren da täglich vorbei, netter Werbeeffekt.

Air Liquid ist Sponsorpartner der Ruhr.2010. Das Hauptengagement liegt auf dem Projekt SchachtZeichen, bei dem bis zu 400 mit Helium gefüllte Ballone vom 22. bis 30. Mai an ehemaligen Schächten und Zechen im Ruhrgebiet aufsteigen werden. Nicht nur das Helium wird in circa 1.500 Gasflaschen bereitgestellt, auch notwendiges Equipment und Unterstützung in Form von Sicherheitsschulungen steuert das Unternehmen zu diesem Projekt bei.

Helium und andere Edelgase (z. B. Argon als Schutzgas zum Schweißen) sowie Sauerstoff und Stickstoff werden bei der Luftverflüssigung und Zerlegung gewonnen. Die Anlage in Oberhausen ist eine der größten in Europa und produziert mehr als 2,5 Millionen Tonnen Luftgase pro Jahr.

Heute Nachmittag ist übrigens eine Promotionveranstaltung von Air Liquid zu SchachtZeichen. Die letzte Flasche Helium wird in Krefeld befüllt, Oliver Scheytt für die Ruhr.2010 und Markus Sieverding als Vorsitzender der Air Liquid Geschäftsführung werden dort Pressevertreter und Volunteers begrüßen. Original-Anhänger und Ballon inklusive. Bin mal gespannt.

Bilanz zur Kulturhauptstadt nach dem ersten Quartal?

Die Ruhr.2010 zieht zum Ende des ersten Quartals eine positive Bilanz (was denn sonst?), die sie allerdings (bisher?) nicht auf den eigenen Seiten veröffentlicht (nach einem Monat hatte sie das noch gemacht). Auf freiepresse.de hab ich den Pressetext gefunden. Das Zitat daraus bringt zunächst den üblichen Marketingsprech und dann eine Irritation für mich:

„‚Der Start von Ruhr.2010 hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Menschen und Medien sprechen von einem beeindruckenden Erlebnis und transportieren neue Bilder vom Ruhrgebiet‘, sagt der Ruhr.2010-Geschäftsführer Oliver Scheytt in Essen. Viele Veranstaltungen seien fast oder komplett ausverkauft. Zahlen zu den bisherigen Besuchern gebe es derzeit aber nicht.“

Wieso werden denn keine Zahlen veröffentlicht? Wenn die gut wären dann wäre das die beste Werbung. Wenn die nicht erfasst werden (vielleicht aus Kostengründen?) dann wäre das eine vertane Chance für ein wichtiges Feedback.

Aber die Pressemeldung bringt natürlich auch schon das Negative: Kürzungen in den Kulturetats und Finanzkrise in den Städten. Und die Freie Szene sei nicht genügend berücksichtigt (will die das überhaupt? wäre die dann noch frei?). Fabian Lettow von der freien Theatergruppe Kain-Kollektiv aus Bochum sagt darin: „Das Kulturhauptstadt-Jahr erweitert nicht die Möglichkeiten freien und künstlerischen Arbeitens“. Nun denn, gut das ich das erst nach meinem Besuch im Luftschutzbunker Sodingen lese (sonst wäre ich da vielleicht nicht hingegangen?-).

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Das Deutschlandradio Kultur bringt da eine schärfere und treffendere Zusammenfassung, aufgezeigt an den Aktionen des Kulturhauptstadtjahres selbst wie die Uraufführung der Odyssee Europa oder der Ausstellung Helden in Hattingen. Sie fragt:

„Was bringt es noch, Ballons über den Schachtanlagen schweben zu lassen und die Autobahn A 40 für ein großes Bürgerfest zu sperren, wenn gleichzeitig die kommunale Kultur am Ende ist? Die Kulturhauptstadt hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben, sie will den Strukturwandel anfeuern. Nun sollte sie eine Vision für die Region entwickeln, wie eine Kulturlandschaft der Zukunft aussehen soll.“

Und rüttelt zum Schluss auf:

„Das Jahr der Kulturhauptstadt entscheidet über die Zukunft des Reviers. Wenn es nun nicht gelingt, die Zerstörungskraft der Finanzkrise einzudämmen, verpuffen die vielen Anregungen und Kick-Offs in der Hoffnungslosigkeit.

Die Ruhr 2010 steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Sie muss der think tank der Region sein. Bisher allerdings hat man nicht den Eindruck, dass die Macher den Ernst der Lage verstanden haben.“

Die Frage ist nur ob irgendjemand das Rütteln auch spürt.

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Und meine ganz persönliche Bilanz?

Schöne Feste, tolle Ausstellungen. In meinem Kopf vernetzen sich immer mehr Orte und Menschen und Begebenheiten zum Ruhrpott miteinander und immer wieder gibt es Heureka-Erlebnisse. Immer mehr entwickele ich (in Kölle geboren, im Münsterland aufgewachsen und im Pott „nur“ eine Zugezogene) für diese Region heimatliche Gefühle.

Um so mehr frisst es mich an, was hier alles nicht gut geht. Oder gar nicht geht. Was klebt bei mir aufem Auto so schön?

Tag 73 – nachgereicht

Hmmm, hmmm, heute mal wieder nur Kurzform. Ich sollte meinen Job kündigen.

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Die Idee zum Stillleben Ruhrschnellweg hatte Jürgen Flimm und hat sie „für 10 Grappa“ an Fritz Pleitgen verkauft: http://nachrichten.rp-online.de/article/politik/Bayern-zu-Gast-in-der-Zeche-Essen/70832

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Die Bild schreibt von Rissen in den Fußbodenplatten des neuen Essener Hauptbahnhofs. Ansonsten aber keine Meldung. Muss mal meinem Göttergatten Bescheid sagen, das er gucken geht.

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Gute Kritiken für die Recklinghäuser Local Hero Veranstaltung „kunstberührtmusikberührtkunst“ in der Kunsthalle: http://www.derwesten.de/staedte/recklinghausen/Musik-beruehrt-Kunst-id2735867.html

Oliver Scheytt (http://www.derwesten.de/staedte/recklinghausen/Wir-sind-Helden-id2735890.html) und Fritz Pleitgen (http://www.derwesten.de/staedte/breckerfeld/Pleitgen-ist-ein-Fan-der-kleinsten-Ruhr-2010-Stadt-id2693546.html) scheinen sich beim Besuch der Eröffnungsveranstaltungen in den Local Hero Städten abzuwechseln.

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Das hört sich auch spannend an: Kohle – Kühle – Kunst, im April in Sprockhövel. Vormerken: http://www.wz-newsline.de/?redid=779931