Die bereits 1872 mit dem Schacht 1 abgeteufte Zeche Ewald (1892 kam Schacht 2 dazu und 1949 Schacht 7) war mal DER Arbeitgeber in Herten, hatte gar im Verbund mit Hugo kurzzeitig die meisten Schächte und größten Fördermengen im Ruhrpott. Wobei es zu Beginn nicht so einfach anfing, wegen Absatzschwierigkeiten, Wassereinbrüchen, Gebirgsstörungen und der schlechten Wohnsituation hieß sie auch Zeche Elend im Volksmund. Als Ewald 2000 dann zugemacht wurde kam der Name wieder auf, schließlich gingen viele Arbeitsplätze und viele Steuereinnahmen für die Stadt verloren.
Den anstehenden Strukturwandel hat Herten aber wesentlich besser und nachhaltiger gemeistert als viele andere Bergbauhochburgen im Pott, mehr als 60% des Zechengeländes sind inzwischen wieder vermarktet, anstelle der ehemals 4.000 Kumpels gibt es jetzt circa 1.000 neue Arbeitsplätze (eine tolle Quote für so eine Wiederansiedlung). Viele Logistikbetriebe, die inzwischen nicht nur transportieren sondern auch konfektionieren oder sogar kleine „Produktions“abteilungen haben. Dazu kommen noch die neuen Energien mit dem H2H, dem Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum Herten, das mit dem Blauen Turm und der Windstromelektrolyse (Windrad auf der Halde Hoppenbruch) sogenannten „grünen“ (d.h. klimafreundlich und CO2-neutral generierten) Wasserstoff produziert.
Das H2H ist nahe an den historischen Fördertürmen 1, 2 und 7 aufgebaut, sozusagen in 1B-Lage, während die Logistikbetriebe sich weiter entfernt an die Halde Hoheward und den Emscherbruch anschmiegen. Die absolute Toplage direkt an den Zechengebäuden ist noch gar nicht bebaut – und das ist auch ein Zeichen wie die Stadt Herten und die RAG Montan Immobilien GmbH (beide zusammen führen das Projekt Ewald) mit den Firmenansiedlungen vorgeht. Nicht jeder Hinz und Kunz kriegt gleich das Sahnestückchen sondern gezielt werden Investoren ausgesucht, angesiedelt und betreut, die ins Gesamtkonzept passen.
Die weiteren Gebäude werden auch bereits genutzt, so ist in der Licht- und Lohnhalle das Tourismusbüro der Stadt Herten untergebracht (Geheimtipp: unbedingt die Halle besichtigen wegen des Glasmosaiks am Ende!!!). In der ehemaligen Heizzentrale ist die RevuePalast Ruhr (garantiert Stratmann;-) untergebracht, derzeit läuft dort eine Travestie-Show. In einer der Maschinenhallen ist die Kochwerkstatt von Giovanni Chiaradia untergebracht. Die vom Zechenbaron angedachten Lofts werden aber wohl nix werden, also nicht alles Gold was glänzt.
Das ganze Gelände ist durch zentralen Achsen (Ewald Promenade), einen Regenwasserkanal (wegen notwendiger Bodenversiegelung) und Anpflanzungen schön gegliedert. Zur Extraschicht wird es regelmäßig bespielt. Und auch sonst gibt es immer wieder nette Events wie Mountainbiking oder Autosalon. Das Cafe kann ich noch empfehlen, preiswert und gut und schon früh morgens auf. Wer noch ein wenig stöbern will, hier noch zwei Links: Industriedenkmal und eine Bildergalerie auf Untertage.
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