RIK: Zeche Ewald als Ankerpunkt

Neue Logistikansiedlungen, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Neue Logistikansiedlungen, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Die bereits 1872 mit dem Schacht 1 abgeteufte Zeche Ewald (1892 kam Schacht 2 dazu und 1949 Schacht 7) war mal DER Arbeitgeber in Herten, hatte gar im Verbund mit Hugo kurzzeitig die meisten Schächte und größten Fördermengen im Ruhrpott. Wobei es zu Beginn nicht so einfach anfing, wegen Absatzschwierigkeiten, Wassereinbrüchen, Gebirgsstörungen und der schlechten Wohnsituation hieß sie auch Zeche Elend im Volksmund. Als Ewald 2000 dann zugemacht wurde kam der Name wieder auf, schließlich gingen viele Arbeitsplätze und viele Steuereinnahmen für die Stadt verloren.

Zeche Ewald v.l.n.r. Doppelbockfördergerüst (7), Malakowturm (1) und Strebengerüst (2), Bild von Rainer Halama, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 2.5

Zeche Ewald v.l.n.r. Doppelbockfördergerüst (Schacht 7), Malakowturm (1) und Stahlkastenstrebengerüst (2), Bild von Rainer Halama, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 2.5

Den anstehenden Strukturwandel hat Herten aber wesentlich besser und nachhaltiger gemeistert als viele andere Bergbauhochburgen im Pott, mehr als 60% des Zechengeländes sind inzwischen wieder vermarktet, anstelle der ehemals 4.000 Kumpels gibt es jetzt circa 1.000 neue Arbeitsplätze (eine tolle Quote für so eine Wiederansiedlung). Viele Logistikbetriebe, die inzwischen nicht nur transportieren sondern auch konfektionieren oder sogar kleine „Produktions“abteilungen haben. Dazu kommen noch die neuen Energien mit dem H2H, dem Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum Herten, das mit dem Blauen Turm und der Windstromelektrolyse (Windrad auf der Halde Hoppenbruch) sogenannten „grünen“ (d.h. klimafreundlich und CO2-neutral generierten) Wasserstoff produziert.

Doncasterplatz und Malakowturm, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz cc-by-sa 3.0

Blick vom Förderturm von Schacht 7 auf Doncasterplatz und Malakowturm, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz cc-by-sa 3.0

Das H2H ist nahe an den historischen Fördertürmen 1, 2 und 7 aufgebaut, sozusagen in 1B-Lage, während die Logistikbetriebe sich weiter entfernt an die Halde Hoheward und den Emscherbruch anschmiegen. Die absolute Toplage direkt an den Zechengebäuden ist noch gar nicht bebaut – und das ist auch ein Zeichen wie die Stadt Herten und die RAG Montan Immobilien GmbH (beide zusammen führen das Projekt Ewald) mit den Firmenansiedlungen vorgeht. Nicht jeder Hinz und Kunz kriegt gleich das Sahnestückchen sondern gezielt werden Investoren ausgesucht, angesiedelt und betreut, die ins Gesamtkonzept passen.

Werner-Heisenberg-Straße, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Werner-Heisenberg-Straße, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Die weiteren Gebäude werden auch bereits genutzt, so ist in der Licht- und Lohnhalle das Tourismusbüro der Stadt Herten untergebracht (Geheimtipp: unbedingt die Halle besichtigen wegen des Glasmosaiks am Ende!!!). In der ehemaligen Heizzentrale ist die RevuePalast Ruhr (garantiert Stratmann;-) untergebracht, derzeit läuft dort eine Travestie-Show. In einer der Maschinenhallen ist die Kochwerkstatt von Giovanni Chiaradia untergebracht. Die vom Zechenbaron angedachten Lofts werden aber wohl nix werden, also nicht alles Gold was glänzt.

Das ganze Gelände ist durch zentralen Achsen (Ewald Promenade), einen Regenwasserkanal (wegen notwendiger Bodenversiegelung) und Anpflanzungen schön gegliedert. Zur Extraschicht wird es regelmäßig bespielt. Und auch sonst gibt es immer wieder nette Events wie Mountainbiking oder Autosalon. Das Cafe kann ich noch empfehlen, preiswert und gut und schon früh morgens auf. Wer noch ein wenig stöbern will, hier noch zwei Links: Industriedenkmal und eine Bildergalerie auf Untertage.

Route der Industriekultur bekommt Zuwachs

Karte der RIK auf einem Infoschild, eigenes Bild, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Die "alte" Karte der RIK auf einem Infoschild, eigenes Bild aus der Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Wie die RIK in ihren Neuigkeiten meldet werden ab 2011 die Zeche Ewald in Herten und der Tippelsberg in Bochum in die Route der Industriekultur neu aufgenommen. Damit reagiert der RVR auf die überaus positive Entwicklung an den beiden Standorten.

Die Zeche Ewald wird zukünftig der 25. Ankerpunkt der Route sein (neben z. B. Zeche Zollverein, Maximilianpark Hamm, Innenhafen Duisburg, DASA, Gasometer oder Nordsternpark) und der Tippelsberg wird in die Panoramaroute (in der schon meine Lieblingshalde Rheinelbe, der Florian in Dortmund oder das Tetraeder sind) aufgenommen. Damit müssten eigentlich alle Karten neu gezeichnet werden, denn dort sind die Ankerpunkte, Panoramen und Siedlungen eingezeichnet.

Die Zeche Ewald war vorher schon in der Teilroute Erzbahn-Emscherbruch vertreten.

Herten

Bögen des Horizontobservatoriums, eigenes Bild, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Bögen Horizont-Observatorium, eigenes Bild, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Die Stadt Herten ist mal wieder ein Local Hero in meiner Nähe, im Kreis Recklinghausen. Ich schaue auch regelmäßig auf sie hinunter (nämlich immer wenn ich auf der Halde Hoheward bin;-).

Sie macht auch das, was meiner Meinung nach den Charme der lokalen Helden ausmacht, nämlich die eigenen Leuten vorzustellen, zu präsentieren zu feiern, selbst gestalten zu lassen.

Schloss Herten, Bild von Arnold Paul, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Schloss Herten, Bild Arnold Paul, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Aber erst mal etwas zur Stadt: Die historischen Wurzeln zeigen noch zwei Wasserschlösser (Schloss Herten und Schloss Westerholt), der schöne, kleine Dorfkern von Westerholt mit fast 60 denkmalgeschützten Fachwerkhäusern, das Spargeldorf Scherlebeck in der Hertener Riet, der Emscherbruch mit seiner hier noch (oder wieder) anzutreffenden typischen Sumpflandschaft (aber leider ohne Pferde).

Neue Logistik auf Ewald, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Neue Logistik auf Ewald, Bild von RAG Montan Immobilien GmbH, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Dann kam der Bergbau und Herten wurde die Stadt mit der größten Fördermenge in Europa (zeitweise 36.000t Kohleförderung/Tag). Drei Zechen gab es: Schlägel&Eisen, Ewald und Westerholt. Die letzte wurde 2008 geschlossen, nicht nur seitdem steckte Herten im Strukturwandel. Zeitweise gab es hohe Arbeitslosenzahlen aber auch ganz pfiffige Politiker und Geschäftsleute, sodass heute eine bunte Mischung aus alteingesessenen Firmen (z. B. Herta, Vestische Straßenbahnen), neuen Geschäftsfeldern (Zukunftszentrum Herten, Anwenderzentrum H2, Zukunftsstandort Ewald), Behörden und Versorgungseinrichtungen, Logistik-Dienstleister, kirchliche und karitative Dienstleister wie Krankenhäuser, Kindergärten, etc. für wieder mehr Beschäftigung sorgen. Spannend zu beobachten, vor allem weil es die Nachbarstadt nicht so gut hinbekommt.

Wenn du dir noch was anschauen willst hab ich diese Tipps:

  • Zwischen dem Gelände der ehemaligen Zeche Ewald und dem Schlosspark gibt es jetzt eine Verbindung: das Burgenland vom Künstler Nils-Udo.
  • Herten ist auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt, viele Wege gibt es schon, weitere Maßnahmen sind geplant.
  • Ist zwar noch etwas hin aber zum Erntedankfest unbedingt mal nach Langenbochum kommen, wegen des Früchteteppichs!
  • Auf dem Gelände Ewald haben sich nicht nur ein schönes und preiswertes Cafe angesiedelt sondern auch eine Kochwerkstatt und der RevuePalastRuhr.
  • Das Copa ca backum mit Wasserwelt, Sauna, Wellness

Und nun zu den Local Hero Sachen: Das Programm ist nach Tagen sortiert, Sonntags Bewegung, Montag Kunst, Dienstag Literatur usw. Motto: Herten eröffnet Horizonte.

Tag 51

Kennt ihr eigentlich  Angelika, Lan Demiri und Heri Reipöler? Stehen unter den lokalen Helden auf MetropoleRuhr.de. Unter dem Punkt Persönlichkeiten gibt es dann noch eine ganze Liste von Schauspielern, Politikern, Sportlern, Musikern, Journalisten, …, die im Ruhrpott geboren sind. Leider ohne weiteren Text oder Verlinkung.

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Das Programmheft für Bochum.2010 kam durch das Engagement (sprich Geld) der Bürger zustande, berichtet die WAZ. Nun denn, gut ausschauen tut es und interessante Programmpunkte sind auch drin. Aber auch das wahrscheinlich nie zu bauende Konzerthaus und der Platz des Europäischen Versprechens. Ok, ok, ok, Hoffnung ist immer gut aber irgendwie sieht das schon wie ein Pottjomkinsches Dorf. Den Vergleich hat einer der meckernden Kommentatoren gebracht, ich hab ihn mal in der Schreibweise angepasst.

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Das wär was für Seggy, der könnte nämlich sein eigenes Segway mitbringen und auch eine fachkundige Beurteilung der vorhandenen Fahrgeräte abgeben. Im Landschaftspark Hoheward (also Zeche Ewald und Halde Hoheward mit Horizontobservatorium und Sonnenuhr) wird eine Segway-Tour angeboten (< 60,-€, Führerschein und Mindestalter beachten!). Zu finden hier unter Programm->Offene Führungen.

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Das ca. 80 Seiten dicke Buch „Landschaft 3fach, Lyrik und Lithographie“ von Heide Rieck (52 Gedichte) und ihrem verstorbenen Lebenspartner Manfred Wotke (17 Bilder)  erscheint am 22. Februar und wird am 4.  März 19:30 Uhr im Museum Bochum in einer Lesung und Bildpräsentation vorgestellt. Bei Amazon kannst du sogar mal reinschauen.