Industriekultur als Dachmarke!?

Eröffneten die Industriekulturtagung auf der Zeche Zollern in Dortmund: (v.l.) LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, Karl Jasper vom NRW-Wirtschafts- ministerium, Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des RVR, LVR-Direktorin Ulrike Lubek sowie Dortmunds Kulturdezernent Jörg Stüdemann.

Eröffneten die Industriekulturtagung auf der Zeche Zollern in Dortmund: (v.l.) LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, Karl Jasper vom NRW-Wirtschaftsministerium, Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des RVR, LVR-Direktorin Ulrike Lubek sowie Dortmunds Kulturdezernent Jörg Stüdemann.

Der idruhr meldet: „Charta zur Zukunft der Industriekultur präsentiert“ und zwar auf der Tagung „Industriekultur 2020. Positionen und Visionen für Nordrhein-Westfalen“ in Dortmund. Veranstalter der heute und morgen stattfindenden und mit 280 Teilnehmern ausgebuchten Tagung sind: NRW, LWL und LVR, der RVR, sowie die Städte Dortmund und Essen.

Nicht nur im Ruhrpott, nein – in ganz NRW soll die Industriekultur als starke Dachmarke installiert? etabliert? werden. Der Pott macht es mit der Route der Industriekultur vor und auch an anderen Stellen kenne ich Museen zum Thema, aufbereitete und umgenutzte Gebäude und Gelände (siehe die schöne Linkliste auf Industriekultur-aktuell). Aber ein Alleinstellungsmerkmal für ein ganzes Bundesland? Hmmm, andere Länder haben / nutzen ihr altes Industrieflair nicht? Naja, vielleicht nicht so doll.

Die Charta enthält Anregungen zur Selbstverpflichtungen und Empfehlungen zu den Zielen: 

  • Industriedenkmäler sollen als Impulse für die Stadtentwicklung genutzt und der Industrietourismus gefördert
  • Qualitätsstandards ausgebaut werden 
  • mit dem industriellen Erbe will man denkmalgerecht umgehen und authentische Orte ebenso erhalten wie das Wissen (was auch noch weitergegeben gehört).

Allerdings fallen mir da spontan so ein paar Orte ein wo es mit dem Denkmalschutz nicht so doll bestellt ist (z. B. Zeche Alma).

Finanziell stemmen will man das wohl indem Unternehmen eingebunden werden und auf ehrenamtliches Engagement gesetzt wird. Ein durchaus schon praktiziertes Unterfangen, siehe Ruhr.2010 mit den dort beteiligten Firmen und den kostenlos arbeitenden Volunteers. Vermutlich heutzutage auch nicht mehr anders zu stemmen, schade.

Wer sich genauer einlesen will hier der Link auf die Pressemitteilung.

Tiger und Schildkröte

Aufstieg zur Baustelle

Aufstieg zur Baustelle

Nachdem ich vor einiger Zeit schon den Artikel zum Angerpark und der Heinrich-Hildebrand-Höhe geschrieben hatte (und deshalb vor Ort ein paar Fotos gemacht hatte) war ich jetzt auf einer der Baustellenführungen, die kurz nach Beginn der Aufstellung stattfanden.

Drei Elemente stehen bereits, derzeit noch extra abgesichert durch Stützen und Abspannungen, aber ein wenig kann man sich schon vorstellen wie es einmal aussehen wird.

Baustellenführung

Baustellenführung

„Tiger & Turtle – Magic Mountain“ ist eine Großskulptur vom Künstlerduo Heike Mutter und Ulrich Genth. Ursprünglich sollte sie im Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010 aufgestellt werden, aufgrund der komplexen Bauweise hats ein wenig länger gedauert.

Es ist ja eine Art begehbare Achterbahn auf 17 Stützen mit einem dreidimensional gebogenen Stahlrohr als Träger, das feuerverzinkt (passt gut zur MHD auf dessen Zink-Schlackeberg und Sanierungshalde sie stehen wird) und mit Gitterrosten als Stufen versehen ist. Wie eine echte Achterbahn windet sich die Strecke auf und nieder in Bögen und Kurven, formt sogar einen Looping.

niedrigste Stelle

niedrigste Stelle

An der niedrigsten Stelle gibt es einen (abschließbaren) Einstieg, dann kann man fast die gesamte Strecke (220m) ablaufen, einzig der Looping ist aus sicherheitshalber  gesperrt (wobei es aber z.B. in Detlefs Notizblog schon Überlegungen gibt wie schnell man sein müsste um durchlaufen zu können;-)).

Die höchste begehbare Stelle ist 13 Meter über Grund, das macht dann mit den 35 Metern der Deponie schon einen guten Ausblick auf den Duisburger Süden, die HKM und andere Industriebetriebe, ein wenig vom Rhein und mehr vom Angerbach.

Nummerierung

Nummerierung

Jede einzelnen Stufe (wie viele sind das eigentlich?) musste ganz individuell gefertigt werden, da sich durch die Biegung ebend jedesmal eine andere Fläche ergab (sowohl in der Größe als auch im Ausschnitt, praktisch keine Stufe ist exakt rechteckig). Ebenso natürlich auch die Befestigung am Tragrohr, die Stäbe für die Seitenverkleidung und das Geländer.

Das ganze Teil wird – analog zu einer Brücke – auch sicherheitstechnisch abgenommen und alle paar Jahre wieder überprüft. Pech und Pleiten wie beim Horizontobservatorium (immer noch abgestützt wegen Fehler bei den Schweißnähten) und Diebstahl von Metall wie bei anderen Bauwerken im Ruhrpott (Erzbahnstrecke, Brücken in Ückendorf, usw.) sollen sich nicht wiederholen. Zur Sicherung wird es eine Videoüberwachung geben.

Simulation der Nachtansicht

Simulation der Nachtansicht

In den Handläufen wird eine LED-Beleuchtung integriert, sodass sich Nachts die Achterbahn auch als Lichtskulptur zeigen wird.

An so einem Teil arbeiten auch sehr viele Leute mit: 3D-Modell (Arnold Walz, Designtoproduction), Statik (Prof. Michael Staffa, Andreas Hertel, ifb-Berlin), Projektarchitekten (Sonja Becker, Rüdiger Karzel, bk2a Köln), weitere Projektpartner (Stadt Duisburg, Bezirksregierung Münster, Ministerium für Umwelt NRW) und nicht zuletzte das Kulturhauptstadtbüro Duisburg 2010 unter Leitung von Frau Dr. Söke Dinkla.

Nur durch die Landesmitteln der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 konnte das Projekt überhaupt angegangen werden, finanziert wird es außerdem durch das Land Nordrhein-Westfalen und die Europäische Union im Rahmen des Ökologieprogramms im Emscher-Lippe-Raum (ÖPEL) und mit Unterstützung privater Förderer, wie Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) im Verbund mit Vallourec & Mannesmann Tubes (V&M) und der Sparkasse Duisburg sowie der Stadtwerke Duisburg AG. Wer genaue Zahlen weiß – her damit!

Brandschutz auf Zollverein

vorne Modell der Zeche Zollverein, hinten eine der Mannschaftsbrücken

vorne Modell der Zeche Zollverein, hinten eine der Mannschaftsbrücken

Watt is da denn schon wiedda loss?

Auf der Zeche Zollverein, Weltkulturerbe, Vorzeigeding der Ruhr.2010 sind im letzten Jahr tausende und abertausende Menschen herum gelaufen, habden sich in der Kohlenwäsche das Ruhrmuseum angeschaut, von der Mannschaftsbrücken Fotos auf das Gelände oder Warteschlagen gemacht, Currywurst am Bus gegessen und Kunst und Kultur, sowie Industrie und Denkmal bewundert.

Und die waren jetzt alle gefährdet weil der Brandschutz gar nicht ordentlich war?

Na, wers glaubt … . Ich denk ja mehr an die kleinen, innerpolitischen Spielchen zu Rechnungen, Leistungen, Nachbesserungen, Fördergeldern, usw. Aber macht euch am besten selbst ein Bild.

Dafür hier ein paar Links:

Wer noch was interessantes findet bitte melden.

Pegelstände an Lippe, Emscher und Ruhr

Also, ett gibbet schon wieder die ersten Warnungen vor Hochwasser im Ruhrpott und auch im Sauerland. Schließlich liegt da eine Menge Schnee, die jetzt abtauen wird und auf die Bäche und Flüsse wie ein zusätzlicher Dauerregen wirkt. Neben dem, der aktuell auch schon runterkommt.

Da in den Talsperren aber bereits Platz geschaffen wird durch größere Abgaben und insgesamt nicht so viel bis zum Wochenende regen soll wird es alles schon nicht so schlimm werden.

Aber schaut doch selber mal rein, hier sind die Links auf die aktuellen Pegelstände von Emscher-Lippe und Ruhrverband:

Pegel Emscher-Lippe

Pegel Emscher-Lippe

Pegel Ruhrverband

Pegel Ruhrverband

Der Ruhrverband gibt auch einen aktuellen Lagebericht aus.

Männerrevier oder Frauendomäne

Spannendes Thema, nich nur im Pott. Aber zur Situation im Ruhrpott gibbet jetzt ein Buch, herausgegeben vom RVR, trägt den schönen Titel: FrauRuhrMann. Und „analysiert die Lebenswelten von Frauen und Männern in der Metropole Ruhr“ wie es da so schön heißt in der Pressemitteilung, daraus ein paar Auszüge (kommentiert von mir):

„Während die Männer früher größtenteils auf Zechen oder in Stahlwerken das Geld verdienten, sorgten sich die Frauen um Kinder und Haushalt. Diese Rollenverteilung hat auch mit dem Strukturwandel an Bedeutung verloren. Heute kümmern sich die Frauen zwar nach wie vor mehr um die Kinder als Männer, sie sind aber gleichzeitig auch berufstätig.“

Na klar, Doppelbelastung für die Frauen und keine Spur von neuen Mann.

„Bei Bildung und Ausbildung haben die Mädchen auch enorm aufgeholt. Sie machen die höheren Abschlüsse und gehen seltener ohne Abschluss von der Schule ab. Dennoch sind Frauen in hochqualifizierten Berufen immer noch stark unterpräsentiert. Folge: Gerade junge, gut ausgebildete Frauen wandern ab.“

Ich frag mich nur wohin die abwandern, woanders ist auch Scheiße (für gut ausgebildete Frauen).

Dazu passt leider auch einiges aus dem Abschnitt Arbeit und Soziales:

„Frauen sind geringer beschäftigt, bezahlt und abgesichert. Sie stellen drei Viertel der Geringverdienenden. Fast jedes vierte Kind unter 15 Jahren lebt von Grundsicherung. Zahlen belegen, dass der Anteil der Teilzeit- und Minijobs bei Frauen weiter ansteigt. Aber auch bei den Männern ist der Anteil der Minijobs um knapp 40 Prozent gestiegen. Das Kapitel beschreibt, wie von Frauen oft initiierte und getragene Netzwerke in Kommunen und Stadteilen gegen die zunehmende Prekarisierung angehen.“

Aber es wird auch Positives berichtet:

„Best practice Beispiele und persönliche Erfolgsgeschichten machen deutlich, dass es bereits eine Reihe von Ideen gibt, die den regionalen Ungleichheiten entgegenwirken und nun Praxis werden müssen. Wie die Förderung von Schülerinnen und Studentinnen in MINT-Fächern von der Universitätsallianz Metropole Ruhr. Ein anderes Beispiel: Erfolgreiche Unternehmerinnen wie Annette Kaltenbach als Chefin einer Firma in der Metall verarbeitenden Industrie hat mit modernen Managementmethoden gezeigt, dass man auch in wirtschaftlich flauen Zeiten ein Unternehmen ausbauen kann. Oder: Die stellvertretende Direktorin des Folkwang Museums, Ute Eskildsen, hat mit „A star is born. Fotografie und Rock seit Elvis“ eine der bislang besucherstärksten Ausstellungen auf die Beine gestellt.“

Weitere Abschnitte im Buch sind

  • Politik und Partizipation (z. B. Anteil der Frauen in den Räten, in freiwilligen Projekten oder informellen Netzwerken),
  • Bildung, Wissenschaft, Kreativität (mit Mädchen in MINT, ausländische Jungs in „Vorbereitungsschleifen“, Jungenarbeit, vermisse hier Hinweise auf Forschungstätigkeiten an Unis),
  • Wohnen, Freiraum, Mobilität (siehe auch die beiden nachfolgenden Vergleichsbilder mit den Lieblingsorten)
  • Einblicke / Ausblicke (Resümee, Ungleichgewicht ändern, Interessen beider Geschlechter berücksichtigen und individuell gefördern)
Lieblingsorte von Frauen und Mädchen im Ruhrpott (c) RVR

Lieblingsorte von Frauen und Mädchen im Ruhrpott (c) RVR

Lieblingsorte von Männern und Jungen im Ruhrpott (c) RVR

Lieblingsorte von Männern und Jungen im Ruhrpott (c) RVR

Das alles hört sich sehr spannend an. Liest vielleicht jemand mit und mag mir ein Rezessionsexemplar zusenden? Als Frau verdien ich leider nich so viel;-).

Danke Bahn – auch ausem Ruhrpott!

Der Verkehrsclub Deutschland hat eine nette Aktion gestartet um unserer Deutschen Bahn endlich auch mal Danke zu sagen!

Die ziehen das natürlich für ganz Deutschland auf:

Schöne neue Bahn - Wir sagen Danke!

„Mit der aktuellen Kunden- und Qualitätsinitiative der DB − Wetterschutz an mehr Bahnhöfen, verständliche Durchsagen oder bessere Erreichbarkeit der Bahncard-Hotline − bleibt kein Bahnkundenwunsch unerfüllt. Daher ist es, gerade nach diesem pannenfreien heißen Bahnsommer, an der Zeit einfach mal Danke zu sagen. Dabei dürfen wir aber auf keinen Fall vergessen, dass die Bahn jahraus, jahrein unzählige Fahrgäste an ihr Ziel bringt − und das in vielen Fällen günstiger, klimaschonender und sicherer als mit dem Auto! Dafür sagen wir ausdrücklich: Danke!“

Und vergessen auch nicht aktuelle Beispiele zu nennen:

  • Danke für den Sparpreis, den wir fast schon mal gekriegt hätten.
  • Danke, dass der Bahnhof in der schwäbischen Metropole unter die Erde kommt, damit endlich die Bäume und unsere Steuergelder verschwinden.
  • Danke, dass wir uns im Sommer das Geld für die Sauna sparen konnten.
  • Danke, dass das Preissystem immer wieder Überraschungen für uns bereithält.
  • Danke, dass wir Fahrräder problemlos, sofern sie in ihre Einzelteile zerlegt sind, im ICE mitnehmen können.
  • Danke, dass Ostdeutschland weitestgehend vom Fernverkehr abgehängt wurde.
  • Danke für das Engagement im Ausland und die tollen Prestigeprojekte − jetzt da unser Schienennetz flächendeckend in bester Ordnung ist und schon lang keine Strecke mehr stillgelegt wurde.

Aber ich bin der Meinung, dass auch die kleinen lokalen Freuden genannt werden sollten. Gerade die ausem Ruhrpott. Deshalb auch mein wirklich von Herzen kommender Dank an die Deutsche Bahn für . . . .

  • die wunderbare, zielgruppenorientierte Abstimmung der Fahrpläne hier im Pott, sodass ich zum Durchqueren der Metropole Ruhr immer wieder Zeit habe die fehlenden Bahnhofsbilder für die Wikipedia zu machen.
  • Essen Hbf vorher, Bild von Fschuetz, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 2.5 US

    Essen Hbf vorher, Bild von Fschuetz, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 2.5 US

  • der Umbau des Hauptbahnhofes Essen, der nicht nur wunderhübsch anzusehen und sehr übersichtig gestaltet (Plan) ist sondern auch einen echten Mehrwert für …, äähh, …, ich überleg noch, … gebracht hat. Bestimmt wirst du auch bald die anderen versprochenen Bahnhofserneuerungen ähnlich schick angehen, ich kann ja warten, kein Problem, lass dir Zeit. Ich hab einen großen Regenschirm und einkaufen tu ich da eh nich.
  • Essen Hbf nachher, Bild von Wiki05, Wikipedia, Lizenz: public domain

    Essen Hbf nachher, Bild von Wiki05, Wikipedia, Lizenz: public domain

  • die sinnvollen Änderungen an den Streckenführungen, zum Beispiel beim RheinHaardExpress, der nicht mehr nach Krefeld und Mönchengladbach fahren wird sondern nach Düsseldorf. Studenten haben ja Zeit und können dann umsteigen.
  • die aparte Lärmschutzwand an der Bahnstrecke Münster – Essen (HaardBahn), die durch unser Dorf gezogen wurde und jetzt alle Hasen und Igel, Blumen und Kräuter, Sitzbänke und Zäune und alles sonstige unter 1,20 Meter Größe vor dem lauten Brausen der Züge schützt. Danke Bahn, vom Dachflächenfenster meines Schlafplatzes kann ich jetzt auch viel besser auf die nächtlichen Güterzüge achten.

Und überhaupt – das tolle Sponsoring für die Ruhr.2010 lässt dich, meine liebe Deutsche Bahn, doch auch gleich viel netter erscheinen als die blöde Geschichte mit dem Zug der Erinnerung damals.

Deswegen sage auch ich: Danke Deutsche Bahn!


Gestatten? Otto, der FensterRentner!

Gelsenkirchener Barock? Foto von Obi, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 2.0

So stell ich mir Gelsenkirchener Barock bei Otto zuhause vor! Foto von Obi, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 2.0

Sein Name ist Otto Redenkämper, er kommt aus Gelsenkirchen-Buer und beschreibt seinen Lebenslauf wie folgt:

Auffe Zeche malocht, Wilma gemählt, Kinners un Enkels, Opel Admiral, S04. Nu Rente, Schrebbergartten, Taubm, mitten Ärwin umme Häuser ziehn, mitte Blagens rumägern, Wilma hobeln un annet Fensta hockn…

Er spricht frei von der Leber weg über seine liebste Ehefrau Wilma (un datt hoheln), deren Schwester, seinen Kumpel Ärwin, Kimmen, Streetview, Zitty-Leben in Buer, datt aktuelle Weltgeschehen, … . Und ist mit seinem weißen Hemd im Fenster schon zu einem Sexsymbol im Revier geworden.

Doch wer steckt hinter den launigen Sprüchen und der schicken Tapete des Twitteraccounts @FensterRentner und dem Facebook-Account?

Der neue Weblog Ottos Revier zeigt nun endlich die Hintergründe auf:

Was es mit Ottos Revier auf sich hat ist schnell erklärt: Unser Praktikant Martin hat uns immer mal wieder von seinem Opa Otto berichtet. Der rüstige Rentner besitze und nutze schon längere Zeit einen Laptop und zeige sich sehr internetinteressiert. Außerdem habe er ein Faible fürs SMSen. Martin hat ihn dann sogar dazu gebracht, seine Gedanken bei Twitter zum Besten zu geben.

Also haben wir Ottos Gezwitscher mal ein paar Monate beobachtet. …

Also haben wir einen Deal mit Otto gemacht: Wir stellen ihm ein fertiges Blog ins Netz und ab und an mal eine Kiste Pils in den Keller und er haut für uns in die Tasten seines Laptops. Was wir hier machen ist also kein sinnloser Zeitvertreib, sondern dient einer höheren Bestimmung: Wir halten die Gedanken und Erlebnisse des Zeitzeugen Otto Redenkämper aus Gelsenkirchen-Buer für die Nachwelt fest und klären damit ein für alle mal die Frage, wo es in Deutschland am herzlichsten und ehrlichsten zur Sache geht: Im Ruhrgebiet.

Also, betrieben wird die Webseite von ur.pr, einer Werbeagentur aus dem Münsterland, genauer gesagt aus Dülmen. Da soll noch einer behaupten Ruhrgebiet und Münsterland könnten sich nicht riechen.

Fragt sich jetzt nur noch welches Pilsken denn da im Keller von Otto gebracht wird. Ich schätze mal, es wird datt von seinem Lieblingverein sein.

Lesebericht zu den ErlebnisRadtouren Kulturkanal

Kartenstudium, Foto von Stefanie Thomczyk - GoBetween2 (c)

Kartenstudium, Foto von Stefanie Thomczyk - GoBetween2 (c)

ErlebnisRadtouren Kulturkanal, so lautet der offizielle Name der fünf kostenlosen Radtouren-Karten entlang des Rhein-Herne-Kanals (neupottisch Kulturkanal) , die es seit heute in den Touristenbüros und ähnlichem der Anrainerstädte zum abholen oder bestellen (ausreichend frankierter Rückumschlag!) gibt. Mein liebster Göttergatte hatte heute ein Paket in Essen (gegenüber Hbf) besorgt und ich hab sie mir natürlich gleich mit Argusaugen angeschaut.

Und ich muss sagen, sie gefallen mir gut.

Die Karten mit ihren Abdeckung:

  • 1: Duisburg|Oberhausen: Innen-/Außenhafen, Ruhrorter Häfen, Vinckekanal, Ruhrschleife, unten bis ans Dellviertel und Speldorf, links Alt-Homberg, Rheinpreußenhafen, Rheinschleife bei Beeckerwerth abgeschnitten, Bruckhausen, Hamborn, Neumühle, Buschhausen, rechts Alt-Oberhausen, rechts unten die Kartenlegende.
  • 2: Oberhausen|Bottrop|Essen: RHK verläuft im unteren Drittel der Karte vom Kaisergarten Oberhausen über Borbeck, Berne, Stinneshafen bis zur Schurenbachhalde, links Alt Oberhausen, Eisenheim, Osterfeld, links oben die Kartenlegende, oben Bottrop von Fuhlenbrock bis Boy mit allen Halden (Tetraeder, Alpincenter, Mottbruch), rechts Brauck, Karnap, Altenessen, unten Vogelheim, Gerschede, Frintrop
  • 3: Essen|Gelsenkirchen|Herne: RHK verläuft von links unten bis rechts oben, links Karnap, Altenessen, Horst, Rosenhügel, oben die Legende, dann Resser Mark, Rand von Herten mit Halden Hoheward und Hoppenbruch (und der Zentraldeponie Emscherbruch), rechts knapp Recklinghausen Süd, Crange, Wanne, Röhlinghausen, unten Gelsenkirchen (bis zum Betriebshof der Bogestra), Feldmark, Altenessen Nord
  • 4: Herne|Recklinghausen|Castrop-Rauxel: links Baukau, Hochlarmark, links oben Legende, oben Hillerheide, Berghausen, Suderwich, Becklem, Borghagen, rechts Henrichenburg, Rauxel, Deininghausen, knapp schwerin, unten Holthausen, Sodingen, Herne
  • 5: Waltrop|Datteln: RHK verläuft von unten nach oben leicht schräg, links Suderwich, Horneburg, links oben Legende, oben Datteln, Pelkum, rechts Dahler Holz, Waltrop bis einschließlich Zeche Waltrop, unten Brockenscheidt, Leveringhausen, Borghagen, Becklem
Kanalspringer, Foto von Brigitte Kraemer (c)

Kanalspringer, Foto Brigitte Kraemer (c)

Jede Karte hat ein Deckblatt mit einem aktuellen Foto aus dem jeweiligen Inhalt: Duisburger Innenhafen mit der Küppersmühle, Gasometer Oberhausen mit Ausstellungsplakat Sternstunden, die Bramme für das Ruhrgebiet von Richard Serra auf der Schurenbachhalde, der Recklinghäuser Hafen inklusive Mond am Kran, Museumsschiff Franz-Christian am Alten Schiffshebewerk Henrichenburg.

Der Kartenteil ist in 1:20.000 ausgeführt, zeigt deutlich Straßen, Rad- und Fußwege, Eisenbahnstrecken und Stromleitungen, Kanäle, Flüsse und Bäche, Stadt, Stadtteil und Bauernschaftsnamen, Wald, Wiese, Bebauung und einfache Darstellung von Höhen und Halden, dazu die markierten Wege entlang des Kanals oder der Emscher, besondere Punkte durch Symbole (Schiffsschraube für Anlegestellen, Kirche, Parkplatz, Zeltplatz, Marina, Tierpark, Techn. Sehenswürdigkeit, Burg, Bahnhof, Revierradstationen, Museen, Gastronomie, …. alle in der Legende erklärt. Die Radwege sind beschriftet mit Namen und Nummern, wobei ich mir das an ein paar Stellen besser vorstellen könnte (z. B. steht nirgendwo Erzbahn dran). Die aufgelassenen Eisenbahnstrecken sind auch noch sichtbar (z. B. Karte 5 von Becklem nach Rappen), sodass ich mir vorstellen könnte da ist noch was als Radweg in Planung.

Radweg direkt am Kanal, Foto von Stefan Schejok (c)

Radweg direkt am Kanal, Foto von Stefan Schejok (c)

Die Touren führen am Kanal entlang – wo möglich – oder auch mal ganz anders. Beim RHK meist auf Wegen der Wasser- und Schifffahrstdirektion oder durch angrenzende Siedlungen. Nur selten an großen Straßen entlang. Praktisch immer gibt es zwei Alternativen um von einer Stadt zur anderen zu kommen, näher am Kanal entlang oder weiter weg (z. B. auf Karte 5 ein Ausflug am DEK bis nach Waltrop). Andere Radwege wie die Erzbahn, der Grüne Pfad, der Styrumer Pfad (nur geplant), R31, Berne Route, der Emscher-Park-Radweg, ein Abstecher nach Consol, oder die König-Ludwig-Trasse sind eingezeichnet.

Besondere Punkte sind mit Buchstaben-Zahlen-Kombinationen gekennzeichnet, die sich dann auf der Rückseite in einer kurzen aber guten Beschreibung wiederfinden: Historisch, Industriekultur, Kunst, Freizeit. Die Nummerierung ist fortlaufend und zeigt z. B. in der 5. Karte mit H26 das Rathaus der Stadt Datteln, oder in der 4. Karte mit K32 die Wartburginsel, oder die Picknick Plätze K15 Vierjahreszeitendecke, K18 Ballsportdecke, K21 Nasobemdecke, K23 Kirmessagedecke (alle Karte 3). Auf Karte 2 unter anderem F4, der Neandertaler Pastplatz oder auf Karte 1 die I3 Buckelbrücke oder I10 Thermosiedlung Ratingsee.

Picknick, Foto von Brigitte Kraemer (c)

Picknick, Foto von Brigitte Kraemer (c)

Zu den Beschreibungen kommt noch jeweils ein Serviceteil in dem Freizeit-, Fahrrad-, Schiffsanleger- und Fahrgastschiffs-, Übernachtungs- und Gastronomieangebote mit Adressen (Ort, Straßen, Telefon) aufgelistet sind (keine Öffnungszeiten oder Eintritte), dazu ein paar Internetlinks. Ergänzende Infos zu Änderungen, noch nicht fertigen Brücken, Umleitungen und ähnlichem gibt es übrigens im Internet.

Alle Karten stecken in einem kleinen Plastikschuber und machen einen robusten Eindruck. Die eine oder andere Tour werden sie darin, passend gefaltet, überstehen. Wasserfest imprägniert sind sie allerdings nicht.

Mein Fazit? Als kostenloses Angebot ein absolutes Superteil. Vernünftiges Kartenmaterial, bekannte und unbekannte Sehenswürdigkeiten markiert und teilweise auch beschrieben, übersichtlich, genau auf die Route Kulturkanal = Rhein-Herne-Kanal zugeschnitten. Abholen, mitnehmen, abfahren!

Auslaufendes Rot und andere B1|A40 Stories

Box 112% mit Regen, eigenes Bild (c)

Box 112% mit Regen, eigenes Bild (c)

So, am letzten Tag, bei strömendem Regen mach ich mich endlich auf die Socken, genauer gesagt die Unterarmgehhilfen, und erkunde die Schönheit der großen Straße. Das Kreuz Kaiserberg wollte ich erst in ein paar Wochen besuchen, der Wanderweg dort geht ja nicht verloren und lohnt sich auch unabhängig von Kunstinstallationen (ich sach mal nur: Delikatfisch Braun) und schon wegen der Landschaft (z. B. die Ruhrauenbrücken). Das RheinRuhrZentrum in Mülheim war mir dann zu weit, so ging es denn nach Essen und Wattenscheid.

Driveway Transit Exit, eigenes Bild (c)

Driveway Transit Exit, eigenes Bild (c)

Von Norden über A43 führte uns das Navi auf die A40 (wegen eines Umwegs durch die gesperrte Abfahrt Bo-Riemke kamen wir sogar an unserem Tisch auf dem Still-Leben vorbei;-) und so fuhren wir in Wattenscheid gleich auf die Tank-/Raststelle (Ausfahrt 31).

Dort gibt es die Box 112% von Martin Pfeifle zu sehen, welche mich, vor allem bei dem strömenden Regen irgendwie nich abholt (Motto: Ist das Kunst oder kann das wech?).

Seitenwechsel, eigenes Bild (c)

Seitenwechsel, eigenes Bild (c)

Außerdem war dort das Kunstwerk mit den Städtenamen und -entfernungen in Form von gelben Stangen und großen Beschriftungen (z. B. Banja Luka 1.313 km), stammt von Zinganel/Hieslmair und heißt Driveway Transit Exit. Eine liebevoll detaillierte Beschreibung findest du hier.

Für den dazu gehörenden Teil in der Kleingartenanlage war es mir zu viel Gewitter, aber die Bilder am Zaun von Peter Piller, genannt Seitenwechsel, hab ich dann doch noch aufgenommen. Mehr Photos davon gibt es dann auf Facebook. Weiter gings und trockener wurde es auch.

Wasserturm mit roten Fahnen, eigenes Bild (c)

Wasserturm mit roten Fahnen, eigenes Bild (c)

„Auslaufendes Rot“ ist eine von zwei Kunstinstallationen von Christoph Schäfer am Wasserturm auf dem Steeler Berg (die andere ist in Dortmund eine Reihe von Plakatschildern, siehe Infos des Künstlers), die auf den Kampf der Roten Ruhr Armee gegen die Militärputschisten im Jahre 1920 erinnern und auch anders verankern soll (siehe die Notizen in Video 1 und 2). Lange Jahre wurden die aufständischen Arbeiter totgeschwiegen, schlecht gemacht oder schlicht falsch dargestellt, einen Gedenkstein gab es nur für die andere Seite.

Rückwärtiger Eingang, eigenes Bild (c)

Rückwärtiger Eingang, eigenes Bild (c)

Inzwischen kann man die Geschichte genauer nachlesen, zum Beispiel auf der Internetseite Ruhr1920. Wer war damals im Recht? Wer war vor welchen Karren gespannt? Ich kenne die Wahrheit nicht, ich finde es aber schön und gut so darauf aufmerksam gemacht zu werden. Und selbst an meinem Wohnort in Haltern gab es damals Kämpfe von denen heute noch Gedenkorte existieren. Spannend, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen.

Autokino, eigenes Bild (c)

Autokino, eigenes Bild (c)

Heute wird die Turm von der Essener Tafel genutzt. Hinter dem Turm, im Ostpark findet grad das Bürgerschützenfest statt (noch bis 9. August).

Neben dem Turm führt die Markgräfer Straße gleich wieder auf die A40 zurück, wo es dann zurück nach Wattenscheid ging, diesmal auf der anderen Seite, zum Dükerweg.

BDSM-Schuppen, eigenes Bild (c)

BDSM-Schuppen, eigenes Bild (c)

Hier spielt sich das Roadmovie Ruhr ab, eine etwas provozierende Spiellandschaft für Erwachsene. Autokino, Gulaschkanone, Nissenhütten für die spartanische Übernachtungsmöglichkeit, ein BDSM-Schuppen (im wahrsten Sinne des Wortes ein Schuppen), das Motel Bochum, der Infopoint im Polo-Shop, ein U-Boot-Ausblick im Möbelhaus und ein Darkroom im D&W. Meine Güte, was es alles gibt.

Und sonst? Es gibt Schriftzüge auf den Brücken. Bei der Autobahnkirche in Bochum steht z. B. „Ich komm zur Ruhe“, was besonders bei Staus gut kommt. Am Tunnel stand „Ich bin von wir“ was ich grammatikalisch absolut nachvollziehen kann.

Die ganze Geschichte fand ich gut geerdet, nah am Volke, sprach mir aus der Seele, hatte ein Lächeln auf den lippen. Trotz des Regens. Der auch irgendwie passte.

Trauerrede Hannelore Kraft in der Salvatorkirche im Video


Ein Mitschnitt während der ZDF-Übertragung