Pilgern im Pott

Das Pilgern auf dem Jakobsweg hat Harpe Kerkeling mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ hierzulande wesentlich bekannter gemacht. Mich hat das immer fasziniert, wie Leute raus aus ihrem Alltag gehen und eine langwierige und ungewohnte Art des Reisens pflegen. Laufen über eine lange Strecke, unterkommen bei fremden Leuten oder in Sammelhäusern, keine Handy, kein Internet, wildfremde Menschen um einen herum, ungewohnte körperliche Anstrengungen, stark christlich gefärbtes Vorhaben. Spannend, Wäre vielleicht sogar grad richtig für mich jetzt in meiner hektischen Arbeitswelt um Abstand zu gewinnen, wobei ich es ja mit dem Christentum nicht so hab. Ist aber auch immer so weit weg (bis nach Spanien?) und gleich ein Riesenschritt, sich dafür zu entscheiden.

Übersichtskarte Route Industriekultur per Rad: der Emscher Park Radweg ist rot gekennzeichnet, eigenes Bild, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Route Industriekultur per Rad: der Emscherpark Radweg ist rot gekennzeichnet, eigenes Bild, Wikipedia, Lizenz: cc-by-sa 3.0

Mit den Möglichkeiten beim Pilgern im Pott rückt das alles aber in greifbare Nähe. Die Strecken liegen quasi vor der Haustür. Es sind kleine Abschnitte machbar, die Gesamtstrecke ist überschaubar. Der christliche Gedanke ist natürlich auch noch da, aber eine Pommesbude oder ein Zechengelände nicht weit. Kann sich also jeder aussuchen was er dann für Abstecher macht, der Emscherpark-Radweg wird (teilweise) zum Pilgerweg.

Und was auch toll ist wie diese Aktion im Internet rübergebracht wird. Die Webseite „Pilgern im Pott“ ist nicht nur schön anzusehen, sie bietet auch bereits eine Menge Informationen.

Nach allgemeinen Infos zum Pilgern selbst und zur Wanderrichtung auf dem neuen Weg (von der Mündung zur Quelle, von West nach Ost, von Hiesfeld bis Opherdicke) gibt es eine Karte (leider ohne Wegstrecken) mit den teilnehmenden Kirchen (inklusive Adressen, Unterstützungsmöglichkeiten, etc.). Das sind evangelische Häuser, die „verlässlich geöffnete Kirchen„, die als Anlaufstellen funktionieren. Nach Einkehr und Besinnung gibt es dort meist noch WC und Waschbecken. Um Essen und Trinken und ein Dach über dem Kopf muss sich der/die „Peregrini“ dann aber meistens selbst in der Umgebung kümmern.

Buch: Pilgern im Pott (c) Klartextverlag

Buch: Pilgern im Pott (c) Klartextverlag

Daneben gibt es auch noch auf der Internetseite: ein Pilgerbüro, den Pilgerpass zum Abstempeln, organisatorische Unterstützung zum Beispiel für Gruppen, das Buch zum Weg und weitere Buch- und Linklisten, ein Forum und ein Gästebuch, Hinweise auf den Pilgertag 2010 und Sponsoren. Unterstützt wird die Aktion von der KD-Bank, der Bank für Kirche und Diakonie. Diese sponsert auch andere Aktionen der evangelischen Kirche in 2010: Duisburger Synode von 1610 „Wir sind so frei“ und LichtKunstRaum in St. Reinoldi in Dortmund.

Am 21. März wird der neue Pilgerweg in der Salvatorkirche in Duisburg offiziell eröffnet:

„Die evangelische Dorfkirche Hiesfeld die erste Station auf diesem Weg. So ist sie denn auch bei dem Eröffnungsgottesdienst [10:00 Uhr] mit einer offiziellen Delegation beteiligt.

Wer diesen Weg kennen lernen und das Pilgern ausprobieren will sei herzlich zum Gottesdienst und zum anschließenden Pilgernachmittag eingeladen. Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es eine Fahrgelegenheit nach Dinslaken zur Emscher-Mündung. Dort geht es auf die erste Pilgeretappe zur Dorfkirche Hiesfeld (ca. 10 km). Diese endet dann mit der Teilnahme am Gehörlosengottesdienst um 15.00 Uhr in der Dorfkirche. Bustransfer zurück zur Salvatorkirche um 16.30 h.

Mitzubringen sind passendes Schuhwerk, Proviant und Offenheit.“

Und sonst? Die Presseberichtet (DerWesten, RP-online) und ich werd es wohl mal ausprobieren. Pilgern „light“ und mit Web 2.0. Wir leben in interessanten Zeiten.